Blogbeitrag: Neue Chancen für die Landwirtschaft – Wie Fahrspuren Erträge steigern können 

Die NEXAT-Servicemitarbeiter sind weit mehr als nur kompetente Ansprechpartner vor Ort – sie verkörpern das Bindeglied zwischen innovativer Technik und nachhaltiger Landwirtschaft. Die Einbindung von Agronomen gewährleistet eine tiefgreifende Expertise in Bodenmanagement und Pflanzenentwicklung, wodurch Kunden ein entscheidender Wissensvorsprung geboten wird. Gleichzeitig unterstützt NEXAT die Erstellung wissenschaftlicher Abschlussarbeiten, um zukunftsweisende Forschung und technologische Innovationen aktiv voranzutreiben. So wird nicht nur der Erfolg auf dem Feld gesichert, sondern auch die Weiterentwicklung der gesamten Branche maßgeblich gefördert.

Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen: Böden schonen, Erträge sichern und gleichzeitig nachhaltig wirtschaften. Eine innovative Methode, die genau hier ansetzt, ist das sogenannte Wide-Span Controlled Traffic Farming (WS-CTF). Die Vorteile von unverdichtetem Boden und dem WS-CTF wurden hier in den vergangenen Blogbeiträgen bereits erläutert. 

Doch wie genau wirken sich die Fahrspuren auf die Pflanzen aus? Gibt es eventuell Auswirkung der Fahrspuren auf die anliegenden Pflanzen? Dazu führte NEXAT einen Feldversuch in Sachsen-Anhalt sowie weitere Messungen in Rumänien und in der Ukraine durch. 

Der Feldversuch: Überraschende Ergebnisse

Um zu testen, wie sich WS-CTF auf die Pflanzen auswirkt, wurde 2024 in Sachsen-Anhalt ein Versuch im Körnermais gestartet. Auf den Feldern wurden Pflanzen aus zwei Bereichen miteinander verglichen: einmal Pflanzen in der Mitte der Beete und einmal solche direkt an den Fahrspuren. Dazu wurden an mehreren Stellen im Feld die Kolben der Pflanzen auf einer Länge von 10m geerntet und einzeln gewogen. Aus dem Kolbengewicht lassen sich auch Rückschlüsse auf den Ertrag des Körnermaises ziehen.  

  • Höheres Kolbengewicht an den Fahrspuren: Maispflanzen in den Reihen direkt an der Spur entwickelten schwerere Kolben. Auf einer Testfläche betrug das durchschnittliche Kolbengewicht 310 g entlang der Spuren – 40 g mehr als in der Mitte der Beete. 
  • Größere Kolbenanzahl: Neben den Spuren bildeten die Pflanzen häufiger zusätzliche Sekundärkolben aus, welche auch gut ausgebildet waren und so den Ertrag zusätzlich erhöhen.

Warum begünstigen Fahrspuren die Pflanzen? 

Zunächst könnte man vermuten, dass die Verdichtung in den Fahrspuren sich über die typische Druckzwiebel auch negativ auf das Wachstum der angrenzenden Pflanzen auswirkt. Die Analyse des Bodenprofils unter einer Fahrspur sowie die Messungen der Lagerungsdichte deutet eine Ausdehnung der Verdichtung über die Breite der Fahrspur an. Es gibt jedoch mehrere Faktoren, die erklären könnten, warum sich die Maispflanzen entlang der Fahrspuren trotz Druckzwiebel besser entwickeln: 

Erhöhter Lichteinfall:
Die breiteren Abstände zwischen den Pflanzreihen lassen mehr Sonnenlicht an die angrenzenden Pflanzen und in die tieferen Blattschichten. Das steigert die Photosyntheseleistung und somit das Wachstum. Besonders C4 Pflanzen wie Mais könnten davon profitieren. 

Zusätzliche Wasserverfügbarkeit:
Regenwasser kann in den verdichteten Spuren kaum versickern, so dass, bei richtigem Management der Spuren, diese das Wasser in die Wachstumszonen ableiten. Pflanzen in diesen Bereichen profitieren von einer verbesserten Wasserversorgung. Über das zusätzliche Wasser könnten auch mehr Nährstoffe aus der Spur in den Wachstumsbereich gespült werden.
 

Verändertes Mikroklima:
Untersuchungen zeigen, dass breitere Reihenabstände die Temperaturen in den Wachstumszonen beeinflussen können. Ob dies einen direkten Effekt auf den Ertrag hat, bleibt vorerst unklar. Dieser Effekt könnte aber eine mögliche Erklärung für die optisch gesünderen Kolben liefern.

Internationale Perspektive: Übertragbarkeit der Ergebnisse

Ähnliche Versuche auf NEXAT-Standorten in Rumänien und der Ukraine bestätigen den Trend: Auch hier wiesen Maiskolben entlang der Fahrspuren ein höheres Gewicht auf. Diese Übereinstimmung deutet darauf hin, dass das Prinzip ortsunabhängig funktioniert und in verschiedenen Klimazonen anwendbar ist. Die Versuche fanden auf Flächen mit unterschiedlicher Historie statt, wobei die Ergebnisse gleich sind. Sowohl auf Flächen, die sich im ersten Jahr der Umstellung auf WS-CTF, als auch auf langjährigen (2-5 Jahre) NEXAT-Flächen fanden sich tendenziell höhere Erträge in den Randreihen.  

Voller Ertrag trotz Fahrspuren?!

Der Anteil der Randreihen am gesamten Feld beträgt ca. 7,5%. Bei einer angenommenen Ertragssteigerung von ca. 25%, wie sie in den Versuchen nachzuweisen war, kann so der Anteil der Fahrspuren im WS-CTF nahezu vollständig ausgeglichen werden. Bei einem Spuranteil von ca. 5% können so 98% des Ertrags (im Vergleich zu 100% bepflanzter Fläche) erreicht werden. Steigt nun der Ertrag in der Gesamtfläche durch die verbesserten Wachstumsbedingungen um lediglich 2%, können 100% Ertrag bei zeitgleicher Saatguteinsparung erreicht werden.

Fazit: Chancen und Herausforderungen von WS-CTF 

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Vorteile des WS-CTF nutzen lassen, ohne im Randbereich der Spuren Kompromisse eingehen zu müssen. Die konzentrierten Fahrspuren fördern nicht nur die Effizienz der Maschinen, sondern begünstigen auch das Pflanzenwachstum in den angrenzenden Bereichen. Die zusätzlichen Erträge entlang der Spuren können den Flächenverlust durch die ungenutzten zum Teil ausgleichen. 

Dennoch bleibt Forschungsbedarf: Besonders die langfristigen Effekte auf Bodenstruktur und Erträge sowie die potenziellen Risiken durch Wasserableitung und Erosion müssen weiter untersucht werden. Wir bleiben selbstverständlich dran.  

Das WS-CTF bietet viel Potenzial

  • Bessere Tragfähigkeit:
    Die festen Spuren machen es möglich, Felder auch bei Regen befahrbar zu halten.
     
  • Effizientere Maschinenarbeit:
    Weniger Rollwiderstand spart Treibstoff.
     
  • Gezielte Nährstoffnutzung:
    Pflanzen außerhalb der Spuren profitieren von einer ungestörten Bodenstruktur.
     
  • Verbesserte Wasserinfiltration:
    Weniger Oberflächenabfluss und Erosion sowie verbesserte Wasserausnutzung